Reha-Beraterin macht Praktikum im Fahrradladen: „Ich fahre gerne Fahrrad, bin aber hilflos, wenn es um das Wechseln eines Fahrradschlauches geht.“
Brigitte Pauluhn ist Reha-Beraterin der Agentur für Arbeit in Würzburg und seit 2012 für das Erthal-Sozialwerk zuständig. Neben dem Erthal-Sozialwerk begleitet sie Rehabilitanden in Schulen, sowie Menschen mit Beeinträchtigung in begleitentender Ausbildung.
Anfang Herbst fragte Brigitte Pauluhn bei Herrn Lutz, dem Abteilungsleiter des Fahrradservices des Erthal-Sozialwerkes nach einem zweitägigen Praktikum. Gesagt, getan!
Brigitte Pauluhn war zwei Tage im Praktikum in der Fahrradwerkstatt. Ihre Tage starteten wie bei allen Mitarbeitern der Fahrradwerkstatt mit der morgendlichen Schulung rund ums Fahrrad. Hier wird meist ein Schulungsvideo gezeigt und danach das Thema mit den Meistern vor Ort vertieft. Nach einem weiteren Kurzschulungsblock über Arbeitssicherheit, Notausgänge usw. ging es an die Arbeit. Sebastian und Michael, zwei Mitarbeiter mit Handicap aus der Fahrradwerkstatt, begleiteten Brigitte Pauluhn während ihres Praktikums als Tutoren. Von ihnen konnte sie einiges lernen, z. B. das Einstellen verschiedener Bremsenarten. So weiß sie nun was bei Scheiben- und Felgenbremsen zu beachten, wie komplex die Reparatur einer Schaltung ist und kennt die Vor- und Nachteile einzelner Schaltungen. Außerdem lernte sie viele Fachbegriffe kennen. Mit den gezeigten Kniffen, kann sie in Zukunft den Schlauch ihres Rades selbst wechseln. Nachdem Brigitte Pauluhn ein Fahrrad zerlegt hatte, wurde ihr bewusst, dass nicht die Kraft entscheidend ist, sondern „Köpfchen“ und das richtigen Werkzeuge gefragt sind.
Ihre Motivation für das Praktikum hat verschiedene Hintergründe. Sie wollte das „theoretische“ Wissen über die WfbM mit der Realität abgleichen. Wer Brigitte Pauluhn kennt, weiß, dass sie sich für ihre Klient:innen interessiert und einsetzt. Außerdem konnte sie sich ein Bild der Entwicklung einzelner Mitarbeitenden machen, welche sie im Eingangsverfahren und im Bereich der beruflichen Bildung der WfbM begleitet hat.
Das Praktikum diente beiden Seiten die Sichtweise des anderen besser zu verstehen und Hemmschwellen abzubauen. Das Team der Fahrradwerkstatt lernte eine wissenshungrige, lernwillige Praktikantin kennen, die beherzt zugepackt hat und sich von gehandicapten Mitarbeitern anleiten lies. „Ich hätte mir damals im Büro von Frau Pauluhn nicht vorstellen können, dass ich ihr einmal zeige wie man Fahrräder repariert“, so Sebastian. Die beiden Tutoren Sebastian und Michael freuten sich, ihr Erlerntes an jemanden weitergeben zu können, den sie nur von Beratungsgesprächen hinter dem Schreibtisch kannten.
Und Brigitte Pauluhn? „Ich habe viele nette Menschen kennengelernt und bin beeindruckt von dem Wissen und Können der Mitarbeitenden in der Fahrradwerkstatt. Außerdem habe ich Wertschätzung erfahren für meinen „Wissensdurst“ und hoffentlich auch Wertschätzung und Anerkennung zurückgegeben, für die tolle Leistung, die die Mitarbeitenden der Fahrradwerkstatt erbringen. Dies gilt sicher auch für die Mitarbeitenden der anderen Bereiche in der WfbM des Erthal-Sozialwerk.“